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"The clash of clicks"

Perspektiven einer Ethnologie der Netzpolitik. Vier ethnografische showcases mit anschließender Podiumsdiskussion, 09.06.2018;
17.30-19.30 Uhr

Im gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurs werden Facebook, Twitter und andere soziale Medien aufgrund ihrer meist undurchschaubaren Eigenlogiken als Herausforderung für westliche Demokratien gesehen. Soziale Medien werden oft als Zerfallserscheinungen der Demokratie beschworen. Ist die Metapher des Zerfalls aber wirklich angebracht? War Politik früher demokratischer und herrschaftsfreier? Welchen Einfluss haben soziale Medien tatsächlich auf unser politisches Handeln? Und was können wir von einer ethnologischen Kritik sozialer Medien für netzpolitisches Handeln lernen?

Die Veranstaltung "The Clash of Clicks- Perspektiven einer Ethnologie der Netzpolitik" fand im Rahmen der bundesweiten Aktionstage Netzpolitik und Demokratie am 09.06.2018 statt  und erfolgte in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen- Anhalt und dem Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung.

Anhand von vier ethnografischen showcases haben wir uns in einer Podiumsdiskussion mit den obigen Fragen auseinandergestzt. Dabei wurde durch unsere vier Referent*innen anschaulich gezeigt, wie solche aktuellen politischen Fragen aus einer ethnologischen Perspektive heraus betrachtet und Thesen zur Netzpolitik generiert werden können.

Der erste Beitrag - „Imagined Democracies“ - von Dr. Sung- Joon Park führte zunächst mit einem Plädoyer dafür in die Thematik ein, warum Ethnologen sich mit Netzpolitik befassen sollten. Er schlug dabei verschiedene Brücken zu gegenwärtigen Debatten zu Flucht, Wahlen und Demokratie, die innerhalb der Ethnologie äußerst kontrovers diskutiert werden. Netzpolitik, so die These seines Beitrags, zeigt wie diese Kontroversen für eine wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit Demokratie produktiv gemacht werden können.

In dem zweiten Beitrag von Florian Bortic- „Infrastruktur und Organisation“ - veranschaulichte der Referent vor allem, wie das Internet und soziale Medien mittlerweile zu einer unausweichlichen Infrastruktur der Demokratie geworden ist. Insbesondere verwies er dabei auf Prozesse, wie es dabei zur Schaffung von Teil-Öffentlichkeiten und Meinungen auf sozialen Plattformen kommt, die anhand der Online-Präsenz der neuen Rechten kritisch betrachtet wurde.

Der dritte Beitrag - „Affekt und Identität Online“ - von Nora Sandner stellte eine ethno-linguistische Analyse von beleidigenden Nutzerkommentaren in sozialen Medien vor. Mit Hilfe dieser diskutierte sie, wie in Gruppendiskussionen durch Sprachhandeln soziale und politische Identitäten affektiv und performativ hergestellt werden.

Im letzten Beitrag von Dr. Charlotte Bruckermann - „Datensammlung und Umweltpolitik“ - setzte sich die Referentin mit Formen der online Vermessung und offline Verbesserung von ökologischem Verhalten in China auseinander. Sie legte dies insbesondere an spielerischen Formen  in sozialen Medien dar, bei denen das Sammeln von grünen Punkten vertrauenswürdige Bürger und eine verantwortungsbewusste Gesellschaft schaffen soll. Sie warf anhand der darin verwobenen Aspekte Digitalisierung, Bewertung, und Veränderung von Verhalten durch Soziale Medien Fragen über die Ausweitung des Einflusses von Firmen und Staaten in die Privatsphäre auf.

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