Migrationsverwaltung und die Digitalisierung der legal-bürokratischen Prozesse in Deutschland
Dr. Timm Sureau
Im Kontext des Forschungsprojekts “Sentiments of Bureaucracies: Affektive Folgen der digitalen Transformation in der deutschen Migrationsverwaltung” werde ich ethnographisch untersuchen, wie die deutsche Bürokratie der Migrationsverwaltung ihre Arbeitsweise digitalisiert. Wir verstehen administrative Programme wie Infrastruktur, die einem Prozess des black boxing unterzogen wird und am besten analysiert werden kann, indem sie gebrochen oder während sie konstruiert und programmiert wird. Dieser Prozess der Infrastrukturalisierung geschieht gerade. Es ist daher ein einzigartiger Moment, die Komplexität dieser Verknüpfungen von Fragen der Effizienz einerseits und Legalität innerhalb der Bürokratie andererseits zu betrachten. Die deutsche Behörde für die Migrationsverwaltung unterzieht sich diesem Digitalisierungsprozess und steht dabei in der öffentlichen Kritik, da die vermehrt digitalisierte Arbeitsweise über ausschlaggebende und hochpolitisierte Fragen des rechtlichen Status’ von Migrant*innen und über ihre gesellschaftliche In- und Exklusion, sowie kollektive Zugehörigkeit und Identität entscheidet. Im Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beispielsweise werden derzeit nicht nur neue Anwendungen und Systemerweiterungen entwickelt, sondern auch neue Formen der Arbeitsorganisation erprobt, wie Methoden agiler Softwareentwicklung, in der IT-Entwickler und Bürokraten eng miteinander arbeiten. Die zentrale Frage ist demnach, wie bürokratische Empfindung durch neue Arbeitskontexte und -techniken entwickelt und transformiert werden, wie bürokratische Empfindungen in die Entwicklungstechnologien eingeschrieben sind und innerhalb der Behörde verbreitet werden.
Laufzeit
2019 - 2023
Finanzierung
Teilprojekt im SFB 1171 „Affective Societies“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Betreuung
Prof. Dr. Olaf Zenker