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Eine Ethnographie der Unterstützerkreise der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Ostdeutschland

Philipp Baum

In seiner Promotionsforschung untersucht Philipp Baum die politischen Biographien und das Politikverständnis der Unterstützer der Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW). Die noch sehr junge Partei erzielte bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg aus dem Stand sehr gute Ergebnisse, zuletzt 13,5% in Brandenburg. In der deutschen Parteienlandschaft füllt das BSW eine bisher bestehende Lücke. Die Partei spricht Wähler an, die einen starken Sozialstaat, ansonsten aber eine konservative Politik fordern. Wagenknecht und manche ihrer Parteikollegen nennen diese Linie „Linkskonservatismus“. Aktuell (September 2024) steht jedoch besonders die Forderung nach „Frieden mit Russland“ im Zentrum der Debatten um das BSW. Während es für viele Wähler der ausschlaggebende Punkt für ihre Wahlentscheidung ist, wird Wagenknecht von vielen politischen Kontrahenten vorgeworfen, sie würde russische Propaganda verbreiten und russische Interessen vertreten.

Durch eine ethnographische Untersuchung von Unterstützergruppen des BSW soll untersucht werden, aus welchen Gründen Personen für das BSW aktiv werden. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass viele Mitglieder und Unterstützer der Partei vorher nicht politisch aktiv waren. Warum ist für sie jetzt der Zeitpunkt gekommen, über ihre Wahlentscheidung hinaus politisch aktiv zu werden? Außerdem soll untersucht werden, welche biographischen Ereignisse und persönlichen Wendepunkte dazu geführt haben, dass sie sich für das BSW und nicht eine der etablierten Parteien entschieden haben. Unter anderem soll es um die Frage gehen, welche Rolle die Erfahrung der Ungleichheit zwischen Ost- und Westdeutschland in diesem Zusammenhang spielen könnte.

Das BSW etabliert sich in der deutschen Parteienlandschaft innerhalb einer Entwicklung, die oft als „Polarisierung“ verstanden wird. Politische Lager scheinen sich zunehmend unversöhnlich gegenüber zu stehen; das Verständnis dafür, dass andere Menschen eine andere politische Haltung als die eigene haben, scheint abzunehmen. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund dieser Entwicklung der Dialog über politische Lager hinweg immer seltener stattfindet und der politische Gegner immer undifferenzierter wahrgenommen wird. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, soll eine differenzierte Ethnographie der Unterstützer des BSW stereotype Vorstellungen über die Partei hinterfragen.

Laufzeit

2024-2027

Finanzierung

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Max-Planck-Institut für Ethnologie Halle im Rahmen der International Max Planck Research School “Global Multiplicity – A Social Anthropology for the Now” (IMPRS-GM)

Betreuung

Prof. Dr. Olaf Zenker

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