Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Franziska Seise

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Franziska Seise

Forschungsinteressen

  • Psychologische Anthropologie (hier v.a. Emotionskonzepte und Erinnerungspraktiken)
  • Migration und Integration
  • Diversität
  • Ehrenamt
  • Islam und Konversion
  • engagierte und partizipative Forschungsmethoden
  • Forschungsregionen: Deutschland, Lateinamerika

Promotionsprojekt

Im Kontext der sogenannten „Flüchtlingskrise“ ist der Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt nicht nur zu einem umkämpften politischen Thema in Deutschland geworden, sondern hat auch zahlreiche, zivilgesellschaftliche ‚Integrationsprogramme‘ ausgelöst, die darauf abzielen, migrierten oder geflüchteten Menschen bei der Eingliederung zu helfen. Zunehmend setzen sich hier Formate durch, die Integration als dialogisches Geschehen begreifen und entsprechend in der Betreuungsarbeit dyadische Konstellationen, z.B. in Form von Tandem-Mentoring vorsehen.

Das Forschungsprojekt setzt sich mit ‚Patenschaften‘ auseinander, in denen Minderjährigen mit Fluchterfahrung erwachsene Pat:innen zur Seite gestellt werden. Das Interesse gilt der Beziehungsgestaltung und den Prozessen der Wissensvermittlung. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Beziehungsformen entstehen und was diesen Prozess beeinflusst. Wie wird in solchen Patenschaftsbeziehungen Diversität erlebt und gelebt, d.h. in konkreten Interaktionen ausgestaltet und inwieweit wirkt sich dies auf den Wissenstransfer aus? Wie gehen Pat:innen und Patenkinder mit Differenzen um, die sie in Wertvorstellungen, Orientierungen und Verhaltensstilen zwischeneinander wahrnehmen und wie werden diese ggf. durch Dritte mediiert? Wie gestalten sie im Umgang miteinander die grundsätzlich asymmetrische Konstellation der Patenschaften aus, in welchen (erwachsene) Pat:innen als Wissensvermittler:innen fungieren und (minderjährige) Patenkinder die Unerfahrenen und Lernenden sind? Welche unterschiedlichen Rollen nehmen die Beteiligten in welchen Kontexten ein und wie handeln sie diesbezügliche Ambivalenzen aus? Welche Ziel- und Wertsetzungen sowie Erziehungsvorstellungen prägen die verschiedenen Patenschaftsinitiativen und inwieweit werden diese von den einzelnen Pat:innen geteilt und umgesetzt? Wie ist jeweils die Patenschaftsbeziehung konzeptualisiert und auf Basis welcher Kriterien werden Pat:innen sowie Patenkinder ausgewählt und zusammengebracht? In welcher Form werden die Familien der minderjährigen Patenkinder mit in den Prozess eingebunden? Welche affektiven und emotionalen Dynamiken lassen sich innerhalb dieser vielschichtigen Beziehungsgeflechte beobachten und inwieweit beeinflussen diese die jeweiligen Interaktionen?

Die Grundausrichtung des Projektes ist durch die Perspektive der angewandten Anthropologie und damit durch partizipative und kollaborative Forschungsansätze geprägt. Es wurde und wird ein Forschen mit den jeweiligen Akteur:innen angestrebt. Ein wichtiges Ziel der Forschung liegt in deren konkreten Anwendungsbezug.

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