Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Zur Aushandlung von Konvivialität und gesellschaftlicher Teilhabe in der postmigrantischen Stadtgesellschaft Frankfurt (Main)

Rebekka Schuster

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich, wie postmigrantisches Zusammenleben in einer vielfältigen Stadt wie Frankfurt am Main gestaltet wird. Diese Arbeit distanziert sich von einem Diskurs um Migration, der weitestgehend negative Aspekte von „Integration“ problematisiert und kritisiert hegemoniale Gesellschaftsverhältnisse. Sie öffnet stattdessen den Blick für die (intersektionale) Pluralität von Dimensionen und damit auch für eine vielfältige, plurale Gesellschaft. Migration prägt die Gesellschaft als Ganze maßgeblich. Daher wird durch eine postmigrantische Perspektive der Akt der Migration als Ausgangspunkt genommen, um sich mit anschließend einsetzenden gesellschaftlichen Transformationen und Aushandlungen eines vielfältigen Zusammenlebens auseinanderzusetzen (Foroutan 2018). Auf ebendiese Prozesse konzentriert sich dieses Projekt unter der leitenden Forschungsfrage: Wie gestalten verschieden positionierte Akteur:innen in der Praxis transethnische, soziokulturelle Räume in unserer postmigrantischen Gesellschaft und welche Herausforderungen, Chancen und neue Perspektiven ergeben sich daraus für ein Gesellschaftsverständnis, das Migration als wertvolle Ressource konzeptualisiert?

Dieses Projekt öffnet sich besonders gegenüber zuvor marginalisierten Geschichten und legt damit den Fokus auf die Wahrnehmung eines Zusammenlebens, in dem Migrationsgeschichten Alltag sind (Yıldız 2018). Dies erfordert auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein der Dominanzgesellschaft, ihrer Vergangenheit und den Kontinuitäten eines inhärenten Rassismus (El- Tayeb 2016). Anstatt Debatten weiterhin weiß und heteronormativ dominiert zu führen und „Integration“ als einseitige Bringschuld zu verstehen, versucht dieses Projekt, die postmigrantische Gesellschaft neu zu begreifen und alternative Wege des solidarischen Zusammenlebens zu ergründen. Zum einen begleite ich hierzu verschiedene migrantische Selbstorganisationen, die ihre Arbeit in der Wohlfahrtspflege oder im Community-Networking verorten sowie Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen, die sich der Verbesserung der Teilhabe- und Mitgestaltungschancen von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte verschrieben haben. An solchen „produktiven Orten migrationsbedingter Vielfalt“ (Hillmann/Alpermann 2018) entstehen neue Projekte und Möglichkeitsräume, an denen verschiedene Akteur:innen beteiligt sind. Zum anderen geht es um die kosmopolitischen Realitäten des Alltags in Frankfurt (Main), um herauszuarbeiten, wie postmigrantisches Zusammenleben in transethnischen Räumen implizit und alltäglich ausgehandelt wird. Aus den Perspektiven, die ich im Rahmen meiner Forschung erfahre, ergibt sich ein „postmigrantischer Blick“ auf die Frankfurter Stadtgesellschaft, der aufzeigt, mit welchen Schieflagen und Herausforderungen sich viele Frankfurter:innen konfrontiert sehen. Gleichzeitig zeigt die Empirie, welche Bemühungen von verschiedenen Akteur:innen unternommen werden, um ein solidarisches Miteinander in dieser Stadtgesellschaft zu gestalten.

Laufzeit

2022 - 2025

Finanzierung

Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes

Betreuung

Prof. Dr. Olaf Zenker

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