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More than Just Black - Gullah Geechee Revitalizationism and Identity Politics in Postliberal U.S. American Society

Raja-Léon Hamann

Mit den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 kam es zu einer drastischen Zäsur des liberalen Projektes in den Vereinigten Staaten. Die gegenwärtige politische Situation ist geprägt von zunehmender sozio-ökonomischer Unsicherheit, gesellschaftlicher Polarisierung sowie der grundsätzlichen Infragestellung zentraler liberaldemokratischer Ideale. Auf der Suche nach Erklärungen und möglichen Lösungen für diese ‚Krise des Liberalismus‘ zeichnen sich aktuelle akademische wie auch öffentliche Debatten vor allem durch Diskussionen über das Verhältnis von Identitätspolitik, auf der einen, und Umverteilungspolitik, auf der anderen Seite, aus. Identitätspolitische Bestrebungen um Anerkennung werden in diesen Auseinandersetzungen zumeist einer vermeintlich inklusiveren Klassenpolitik als unvereinbar gegenübergestellt. Theoretische Ansätze, die Fragen von Anerkennung und Umverteilung in Wechselwirkung betrachten und so ein komplexeres Bild moderner Konflikte um soziale Gerechtigkeit zeichnen, bleiben hingegen rar. Mein Promotionsprojekt sieht vor einen Beitrag zu solch multidimensionalen Perspektiven zu leisten. Ausgehend vom empirischen Fall der ethnischen Revitalisierungsbewegung der Afro-Amerikanischen Bevölkerungsgruppe Gullah Geechee, strebt mein Dissertationsprojekt eine Analyse der Verflechtung von Identitätspolitik, der Inklusion gesellschaftlicher Diversität und daran gebundener Umverteilung von Ressourcen unter Bedingungen des Postliberalismus an. Gullah Geechee haben in einem größeren Maße als viele andere Afro-Amerikanische Bevölkerungsgruppen die kulturellen Traditionen ihrer afrikanischen Vorfahren weitergeben und reproduzieren können. Kulturell und rassistisch als ‚minderwertig‘ stigmatisiert wurde Gullah Geechee der Status einer kulturell distinkten Gruppe jedoch lange aberkannt. Erst in den letzten Jahrzenten ist es zu einer verstärkten politischen Organisation und Aufwertung ihrer Kultur und Identität unter Gullah Geechee gekommen. Neben der Promotion Afro-Amerikanischer Geschichte und Kultur, machen Forderungen nach gesonderten Landrechten einen essentiellen Teil der Bewegung aus. Derartige Rechtsansprüche werden sowohl angesichts steigenden sozio-ökonomischen Drucks - vor allem durch Privatisierung und Kommodifizierung von Land - als auch im Lichte der historischen Diskriminierung von Gullah Geechee erhoben und knüpfen in ihrer Argumentation eng an Forderungen nach Reparationen für die Konsequenzen der Versklavung von Afro-Amerikaner*innen im Allgemeinen an. Vor diesem Hintergrund haben Debatten um Gullah Geechee Kultur in den letzten Jahren, über die Gruppe selbst hinaus, auch eine zentrale Bedeutung in breiteren sozialen Diskursen um Afro-Amerikanische Geschichte und Identität sowie sozio-ökonomische Gerechtigkeit erhalten.

Laufzeit

2019 - 2023

Finanzierung

Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung (2019-2023)

Betreuung

Prof. Dr. Olaf Zenker

Email

rajaleonhamann(at)gmail(dot)com

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