(Re)Doing Asylum in Externalization Policies: The Case of Niger
Laura Lambert
Mein Dissertationsprojekt befasst sich ethnographisch mit den (Re-)Konfigurationen von Asyl und Flüchtlingsschutz imNiger, die eng mit der Externalisierung von Migrationskontrolle und Flüchtlingsschutz durch die EU verbunden sind. Während einer dreizehnmonatigen ethnographischen Feldforschung in Niamey und Agadez von 2018-2019 forschte ich mit einer Vielzahl von Akteuren innerhalb des Asylregimes - insbesondere mit Asylsuchenden und Migrant*innen, Bürokrat*innen des Staates und des UNHCR und untersuchte ihre alltäglichen Praktiken, Erfahrungen und Strategien. In meiner Dissertation analysiere ich, wie diese Akteurskonstellation mit ihren jeweiligen Absichten, Gesetzen, Vorschriften und Politiken den nigrischen Staat im Asylbereich und darüber hinaus umgestaltet. Den resultierenden Verschiebungen und Konsequenzen dieser alltäglichen Externalisierung nähere ich mich aus fünf verschiedenen Blickwinkeln: der schwierigen Entscheidung von Asylsuchenden und Geflüchteten, ob sie bleiben, in ihre Herkunftsländer zurückkehren oder weiterreisen sollen; denVeränderungen innerhalb der nigrischen Asylbürokratie im Zusammenhang mit dem verstärkten Zufluss von Geld, Partnern und Asylsuchenden; den Asylentscheidungen in der nationalen Asylkommission; dem hoch politisierten Pilotprojekt „Emergency Transit Mechanism“ als Evakuierungsprogramm für in Libyen inhaftierte Geflüchtete; und den lokalen moralischen und politischen Verhandlungen um etwa 2.000 sudanesische, aus Libyen geflohene Geflüchtete in Agadez. Wie aus diesen fünf Perspektiven hervorgeht, hat die Neugestaltung des nigrischen Asylsystems im Zuge der Externalisierung der Migrationskontrolle und des Flüchtlingsschutzes durch die EU vor Ort unbeabsichtigte Folgen gezeitigt. Dazu gehören ein vermeintlicher Machtverlust der staatlichen Asylbürokrat*innen, da dem UNHCR, der EU und lokalen Mobilisierungen gegen Geflüchtete größerer Einfluss eingeräumt wird; eine mögliche „Europäisierung“ des Asylverfahrens, die den Einfluss lokaler staatlicher und gesellschaftlicher Normen einzuschränkensucht; und zersplitterte Fluchtrouten von Geflüchteten in häufig schwierigen Schutz- und Lebenslagen, die mit einer Remigration die Externalisierungspolitik der EU unterwandern.
Laufzeit
2017 - 2022
Finanzierung
International Max Planck Research School on Retaliation, Mediation and Punishment
Betreuung
Prof. Dr. Marie-Claire Foblets
Prof. Dr. Olaf Zenker